“Und was macht ihr dann da?” Diese Frage höre ich oft im Zusammenhang mit meinen Begeisterungsstürmen, dass KuL nun einen Spiele-Raum mietet. Und weil die kurze Antwort “Rollenspiele”, jeweils ein etwas befremdetes Stirnrunzeln hervorruft, hier nun die etwas ausführlichere Antwort.

Eine Geschichte erzählen

Pen & Paper-Rollenspiele sind eine Form kollektiven Geschichtenerzählens. Die Dauer dieser Geschichten kann sich oft über Jahre erstrecken, einige Erzählstränge werden nie abgeschlossen und wachsen immer weiter.

maximal engagierte Charakterdarstellung

Dabei tauchen die Spieler*innen in Charakter-Rollen ein, welche sie meist im Vorfeld des Spiels selbst kreiert haben. Dies kann von einer Spielfigur mit hochdetaillierter Hintergrundgeschichte und komplexen Persönlichkeitsmerkmalen bis zu einem unbeschriebenen Blatt, welches gerade mal einen Namen hat, reichen. Je nach Bedürfnis halt.

Typischerweise wird das Spiel von einer Person moderiert. Für diese Funktion gibt es im Pen & Paper-Universum unzählige Bezeichnungen: Meisterin, Spielleiter, Game- oder Dungeon-Master, Judge, Referee, etc.

Ich als Spielleiter beschreibe eine Szene

Die Rolle der Meisterin besteht darin den Spieler*innen eine fiktive Welt, deren Schauplätze und Bewohner*innen und vielleicht sogar einen vorbereiteten Handlungsstrang à la Herr der Ringe zu präsentieren und die Spieler*innen mit Situationen zu konfrontieren, in welchen diese mit ihren Charakteren agieren und Entscheidungen treffen können.

Dabei stellen sich die Spieler*innen immer wieder die Frage “Was würde mein Charakter tun?”. Diese Frage beantworten sie durch das verbalisieren der Handlungen, welche ihre Spielfiguren vollführen. Konfrontiert mit den Entscheidungen & Handlungen der Spieler*innen überlegt sich die Meisterin, welche Konsequenzen diese innerhalb der Spielwelt haben und beschreibt das daraus resultierende Ergebnis. In Folge entstehen neue Situationen, welche abermals Entscheidungen der Spieler*innen abverlangen.

Dieses Wechselspiel zwischen Meisterin und restlicher Gruppe bildet die Grundlage, aus welchen sich unsere fantastischen Geschichten nach und nach zusammenfügen.

Ein Spiel spielen

P&P-RollenSPIELE sind aber nicht nur Auffangbecken für Hobby-Improvisationstheatler, sondern eben auch Spiele. Die Grundlage für das gemeinsame Fantasieren bietet häufig eines der hunderten Regelwerke, die es mittlerweile gibt. Eines der präsentesten davon ist beispielsweise Dungeons & Dragons (weitere Systeme, deren Regelwerke im Spielraum verfügbar sind findest du hier). Diese Regelwerke bieten Entscheidungshilfen, wenn der Ausgang einer verbalisierten Handlung unklar ist, beispielsweise ob die hohe Mauer erklettert, der wachsame Polizist überlistet oder die ferne Schatzinsel erspäht werden kann.

Ein Würfelset wie es beispielsweise bei Dungeons & Dragons verwendet wird

Viele Regelwerke bedienen sich dabei einer bereits in der antike bekannten Spielmechanik: dem Würfelwurf. In den Würfelwurf integriert werden meist die Attribute und Fähigkeiten der Spielfigur, welche nebst deren Hintergrundgeschichte und Namen zu Spielbeginn mit einem Pen auf einem Paper (bzw. mittlerweile häufig mit Tastatur auf Tablett) notiert wurden.

Durch dieses Zufallselement ergeben sich Spielsituationen, welche weder durch Spieler*innen noch Meisterin vorhergesehen werden konnten und die Geschichten nehmen überraschende Wendungen.

Das ist also das was wir da machen. Wir erzählen gemeinsam Geschichten und spielen dabei ein Spiel. Oder andersrum. Ich häufig als Meister/DM/Spielleiter, die Spieler*innen als Charaktere mit den Namen Gilbert, Thomas, Akira oder Nadjeszka, alle mit unterschiedlichen Persönlich- und Fähigkeiten und bewaffnet mit Würfel, Stift und Papier. Ich beschreibe die Welten, Landschaften und Bewohner*innen von Arcanor und von Barovia, das Fürstentum des Vampiren Strahd von Zarovich oder die dunklen Wälder des Witschwod. Die Spieler-Charaktere erkunden diese, überwinden Hindernisse und Gefahren und führen Verhandlungen oder schliessen Bündnisse.

Alles fiktiv, alles echt.

PS: Ein Beispiel einer Geschichte, welche sich über zwei Jahre entwickelt hat, finden sich in den unformatierten und unkorrigierten Spiel-Zusammenfassungen von Thomas und seinen Gefährten.